Sonntag, 28. Juni 2009
The Virgin and the woman
Sie lässt nicht mal die drei gefüllten Einkaufstaschen los. Nach der Messe schlägt sie ein Kreuz, geht zu der langen Marmortreppe, die zum hiesigen Abbild der Jungfrau führt. Diese Statuen sind in ganz Argentinien zu finden (Nuestra Señora de ...) und stehen meist im Mittelpunkt der Kirche und Anbetungen, auch reine Schreine für die Jungfrau sind zu finden.

Sie fällt auf die Knie und fängt an die ca. 50 Stufen hoch zu "steigen". Dabei zieht sie sich mit der rechten Hand am Geländer hoch und mit einem immer gleichen Rythmus erst das linke, dann das rechte Knie nach.

Die Señora befindet sich direkt hoch über dem Altar, getrennt von der Treppe durch eine Tür aus Eisengitter, die heute verschlossen ist. Die Frau küsst den Boden vor der Tür, näher kann sie nicht kommen. Sie steht auf, geht die Treppe runter und...
fällt erneut auf die Knie um die Prozedur zu wiederholen. Die Schmerzen in ihrem Gesicht sind deutlich und verpassen mir einen gewaltigen Kloss im Hals. Nach einem Drittel verlassen sie die Kräfte. Sie senkt den Kopf, hebt ihn erneut, schlägt ein weiteres Kreuz und quält sich die restliche Treppe hoch, nur um erneut vor der verschlossenen Tür zu knien.

Mit festem Gesicht geht sie an mir vorbei, nimmt mich kaum wahr. In der Mitte Kirchenschiffs dreht sie sich noch mal um, knickst vor der Señora, die hell erleuchtet 10m über dem Altar strahlt, und damit den Heiland selbst nicht nur Sprichwörtlich in den Schatten stellt, und verlässt die Kirche.

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